You'll never never know, if you never never go!  
  HOME
   
 
Reisebericht Antarktis 2012

Expeditionsseereise Antarktis

antarctica

 

Auf den Spuren großer Entdecker

"Man stelle sich ein Land vor, so groß wie Australien und Europa zusammen. Sonniger als Kalifornien und doch kälter als das Gefrierfach eines Kühlschranks. Trockener als Arabien und höher als die bergige Schweiz. Leerer als die Sahara. Es gibt nur einen Ort auf der Welt, auf den diese Beschreibung zutrifft. Die Antarktis - dieser fremde, aber wunderschöne Kontinent im untersten Teil der Erde".
(J.M. Dukert)

 

Als die ersten Entdecker vor fast 200 Jahren den südlichsten Kontinent betraten, muss ihre Verwunderung über die endlosen Eislandschaften immens gewesen sein.

Eine Expedition in die einzigartige Welt der Antarktis gehört auch heute noch zu den letzten großen Abenteuern.

Eine unvergessliche Expedition zum schönsten Ende der Welt!

"Antarktis, Südgeorgien, Falklands"

Feb 22.2012                 1. TAG: ANREISE
19:05 h Flug: LH 0087   Düsseldorf – Frankfurt
22:15 h Flug: LH 0510   Frankfurt - Buenos Aires, Mit ca. 14 Flugstunden ist es einer der längsten Flüge überhaupt. Ankunft am nächsten Morgen. Zeitverschiebung: 4 Std. Trotz des Streiks des Vorfeldpersonals in Frankfurt gehen unsere Flüge pünktlich.

Feb 23, 2012                2. TAG: BUENOS AIRES
07:35 h Ankunft Buenos Aires, Transfer zum Hotel „NH City & Towers“.
Buenos Aires empfängt uns mit sonnigem Wetter und warmen Temperaturen. Am Nachmittag starten wir zu einer Stadtrundfahrt, die uns in knapp 4 Stunden zu den größten Sehenswürdigkeiten bringt. Von vornehmen Stadtteilen bis zum Problemkind Boca, dort wo Diego Armando Maradona mit seinen Boca Juniors zu Hause ist, geht es durch die Stadt des Tangos. In Boca schauen wir uns die bunt bemalten Wellblechhütten am Hafen an. Natürlich darf die Parkstadt Palermo, die Kirche und den Friedhof von Recoleta, die letzte Ruhestätte Eva Peróns nicht fehlen. Ebenso wie der rosarote Amtssitz der Präsidentin der Republik Argentinien.
Am Abend geht es dann in ein richtiges Steakhouse. Wir sitzen im Garten und bestellen ein „halbes“ Steak. (250 gr) und eine Karaffe Bier. Das Steak mit Folienkartoffel mundet, das Bier nach dem langen Tag ebenfalls. Durch die dunkle Nacht geht es dann zu Fuß zurück zum Hotel. Es noch keine 22:00 h und noch recht viele Menschen auf den Straßen.

Feb 24, 2012                3. TAG: BUENOS AIRES / USHUAIA
Um 8:10 h verlassen wir die Hauptstadt vom Stadtflughafen aus in Richtung Süden. Es sind noch 3:30 h Flugzeit bis zur südlichsten Stadt der Welt, Ushuaia. Der Kompass meiner Suunto spielt verrückt. Egal in welche Himmelsrichtung ich die Uhr halte, der Kompass zeigt immer nur die Richtung Norden an. Na ja, viele Kilometer sind es nicht mehr bis zum Südpol. Jetzt sind wir also in Feuerland und besuchen den „Parque Nacional Tierra del Fuego“ (Feuerland NP). Von hier aus haben wir einen schönen Blick auf den Beagle Kanal und im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel der Anden auf chilenischem Territorium. Kurzer Spaziergang entlang des Lago Roca, eines von Bergen eingerahmten Sees, an dem sowohl Argentinien als auch Chile Anteil haben. Wir sehen Rotfüchse, Magellangänse und mehrere Karakara’s, eine Falkenart, die endemisch ist. Wir besuchen auch die Bahia Lapataia. Hier liegt der Endpunkt der Panamericana, der legendären Straße, die in Alaska beginnt und über 17.000 km durch ganz Amerika führt.
Dann schiffen wir ein und uns empfängt so etwas wie eine Wiederkehr. Die MV FRAM wird für die nächsten 19 Tage unsere Behausung sein. Da wir das Schiff bereits kennen, brauchen wir uns nicht mehr der Orientierung widmen. Die obligatorische Sicherheitsunterweisung wird vor dem Ablegen durchgeführt.

Feuerland NP karakara
Wir bekommen unseren Bordausweis mit Lichtbild. Mit diesem öffnet man Türen und logt sich an Bord ein oder aus. Besonders wichtig, denn sonst schippern die irgendwann ohne einen davon und man kann ein Buch mit dem Titel “Allein unter Pinguinen“ schreiben! Oder wäre “7 Tage Antarktis“ besser?
Gegen 19:00 heißt es „Leinen los!“. Langsam nimmt die FRAM Fahrt auf und das 70.000- Einwohnerstädtchen verschwindet mit seinen dahinter liegenden schneebedeckten Bergen am Horizont. Also jetzt durch den Beagle Kanal und am Ende rechts ab Richtung Süden. So lange, bis wir vor der Eissilhouette der Antarktis stehen. Hört sich doch romantisch an, oder? Ja wenn, ja wenn da nicht die Drake Passage dazwischen liegen würde. Gegen 23:00 sehe ich auf dem Bordkanal 22 (die Webcam des Schiffes) die zwei riesigen Feuerbojen, die das Ende des Beagle Kanals kennzeichnen. Ich schlafe mit dem Gefühl ein: „Noch ist es ja ruhig“. In der Nacht merkt man dann, dass das Schiff auf dem offenem Wasser ist. Irgendwann fallen dann das Duschgel und das Shampoo im Bad um, aber sonst ist es fast zu ruhig.

Feb 25, 2012                4. TAG: INTO THE DRAKE!
Daran ändert sich auch am Morgen nichts. Also kein „Drake Shake“, eher „Drake Lake“. Es ist die erste richtige Enttäuschung. Da hat man sich wochenlang auf die Überfahrt gedanklich vorbereitet und dann das! Aber wir haben erst ein Drittel der Strecke hinter uns und noch 309 Seemeilen vor der Brust.

drake passage drake passage
Nach dem Frühstück der obligatorische Deckrundgang bei plus 4 ° C, die Sonne scheint. Wir gehen zu einem Lektorenvortrag über die subantarktischen Inseln. Während ich jetzt diese Zeilen schreibe, bewegt sich die Fram doch deutlich unruhiger und breitbeiniger Gang ist angesagt. Drake Passagen-Fieber?
Die See beruhigt sich dann bis zum völligen Stillstand. Popo-glatt ist die Wasseroberfläche. Dafür gibt es einen Sonnenuntergang wie in der Karibik. So eine ruhige Drake gibt es ganz selten!

Feb 26. 2012                5. TAG: ANTARTICA! – SÜD-SHETTLANDINSELN
Durch das Bullauge mit 70 cm Durchmesser haben wir am Morgen Blick auf die etwas aufgewühlte See. Die Nacht war relativ ruhig. So langsam kehrt so etwas wie Schiffsalltag ein. Man macht seine Rundgänge an Deck, lauscht den Vorträgen und den verpflichtenden Briefings. Heute Einweisung in die Verhaltensregeln bei der Anlandung und an Land.

Wir passieren die Antarktische Konvergenz, welch ein Augenblick! Man sieht nichts, man hört nichts und doch ist ein Augenblick, den man nicht vergisst. Wir sind im Eismeer und es wird merklich kühler und windiger.

antarkis
Dann kommt Land in Sicht, die Antarktis erscheint in Front des Schiffes. Wir fahren in den Nelson Kanal mit der gleichnamigen Insel an Backbord und der Robert Insel an Steuerbord. Den ganzen Tag begleiten uns Kappsturmvögel und einige Skuas (Raubmöwen). Je näher wir an Land kommen, desto mehr werden es. Einige kleine Albatrosse werden auch gesichtet und alles stürmt an Deck als der Blas von Buckelwalen vor dem Bug zu sehen ist. Aufregung macht sich breit. Wir wollen in der Half Moon Bay anlanden. Noch sind es 45 Minuten bis zur geplanten Anlandung, doch der Wind frischt bis auf 9 Beaufort auf. Mal sehen. Wir haben unser Equipment bereit und sind erst in Gruppe 6 eingeteilt. Auch ich kann mich der Aufregung nicht ganz verschließen. Es ist eine nasse Anlandung, will heißen, man springt irgendwann in das kniehohe Wasser. Half Moon Island ist sehr artenreich: Die zerklüfteten Klippen beherbergen eine große Kolonie von Zügelpinguinen. Auch Seeschwalben, Dominikanermöwen, Weißgesicht-Scheidenschnäbel, Buntfußsturmschwalben und verschiedene Robbenarten sind hier zu Hause. Dazu kommt ein Ideal an antarktischer Landschaft.
Wir springen an Land und schon sind sie da. Wie ein Empfangskomitee stehen sie da, in feinem Zwirn. Es sind Zügelpinguine, ja ich weiß, sie heißen offiziell Kehlstreifenpinguine. Und wer meint, sie seien süß, dem muss ich sagen, dass wir sie nicht probiert haben. Der Gestank, der sie umgibt, läßt eigentlich auch keine Hungergefühle aufkommen.

half moon bay half moon bay
Jetzt sind wir also auf dem 6. Kontinent und stiefeln in den geliehenen Expeditionsboots durch den Schnee und über Felsen. Dazu gesellen sich junge Pelzrobben, die unternehmenslustig zu uns herüber lugen. Wer denkt, wir sehen da einige Pinguine, den muss ich enttäuschen. Es sind hunderte dieser gefiederten Gesellen. Sie haben Halbwüchsige um sich herum oder sind gerade in der Mauser.
Wir sind begeistert und können es auch am Abend nicht fassen. Antarktis!

gerlache strasse curverville island

Feb 27, 2012    6. TAG: CURVERVILLE ISLAND UND PORT LOCKROY
Die Sonne strahlt durch das Bullauge und verheißt einen schönen Tag. Wir haben in der Nacht, nach einem Wintersturm, die Bransfieldstraße verlassen und sind in die Gerlache Straße eingebogen. Anlandung auf Curverville Island ist gesichert und schon werden die ersten Gruppen zur Ausschiffung aufgerufen. Haben wir gestern viele Tiere gesehen, so sind es heute noch mehr. Dazu das gleißende Licht der Sonne, der Schnee und die Gerüche der Pinguine. Bis auf ein paar Meter kommen sie angelaufen und haben dann aber doch Bedenken. Wir laufen umher und wissen eigentlich überhaupt nicht, wo wir hinschauen sollen. Diesmal Eselspinguine und viele Walknochen, dazu Schnee und Schmelzwasser. Schmelzwasser? Ja, wir haben 11° C PLUS! In der Sonne. Spätsommer in der Antarktis und wir mittendrin. Also die Zeit vergeht wie im Flug und eigentlich genauso der Speicherplatz auf unseren SD-Karten. Aber darauf sind wir ausnahmsweise vorbereitet.

curverville island
Weiterfahrt zur sagenumwobenen Port Lockroy. Eine alte Station der Briten auf einer ziemlich winzigen Insel im Neumayer-Kanal errichtet haben. Allein die Einfahrt ist spannend, Pinguine hüpfen vor dem Schiff aus dem Wasser und versuchen uns abzuhängen. Es ist eine ziemlich enge Einfahrt und zu beiden Seiten türmen sich Felsen bis zu 1000 m hoch auf. Wir stehen stundenlang an Deck und das bei nur noch 2° C und kaltem Wind. Aber der Anblick ist wunderschön und die Fram gleitet langsam, fast majestätisch, auf dem Wasser.

curverville island curverville island
Port Lockroy ist eigentlich nur eine Ansammlung von Hütten auf ein paar Felsen. Hat aber eine Poststation und hier werden unzählige Postkarten abgesandt. Die Besonderheit aber sind die hier lebenden Eselspinguine, die überhaupt keine Scheu kennen und gern mal in die Gummistiefel picken.

curverville island curverville island

Und es zu süß, wie sich die jungen Frackträger an uns heran pirschen und alles untersuchen. Ich glaube, wir sind die einzigen, die nichts im Shop erstehen. Dafür aber den Seeleoparden bei seinem blutigen Ritual beobachten. Er fängt sich Pinguine und schlägt sie so lange auf die Wasseroberfläche, bis das Fell ab ist. Na ja und dann Mahlzeit!

port lockroy neumayr chanal
Gegen Abend noch eine sehr unerfreuliche Nachricht. Eine Passagierin ist schwer erkrankt und muss ausgeflogen werden. Wir müssen dazu zurück zu den Shettlandinseln, wo es einen kleinen Flugplatz gibt. Das Schiff startet unverzüglich und das morgige Programm entfällt somit.

Feb 28. 2012                7. TAG: STATION FREI & BELLINGHAUSEN / KING GEORGE INSEL
Die Nacht über fahren wir wieder durch die Bransfieldstraße und erreichen die King George Insel gegen Mittag. Anlandungen heute an der chilenischen Presidente Frei-Station und der russischen Bellingshausen-Station. Es gibt eine kleine Russisch Orthodoxe Kirche, natürlich die Südlichste der Welt. Am schwarzen Lavastrand eine Handvoll Eselspinguine, aber bei 0° C, Regen und starkem Wind sind sie nicht besonders zutraulich. Wir kämpfen uns gegen den Wind hinauf auf den Hügel zu der Kirche, die aber nur eine kleine Kapelle ist. An der Chilenischen Station gibt man sich richtig viel Mühe. Die Chilenen, die allesamt zum Militär gehören, zeigen uns die gesamte Station. Dazu gehören die selbst erstellte Muckibude, der Vorratsraum und auch die Küche. Diese Station ist mit mindestens 8 Mann das gesamte Jahr über besetzt.

Die Rückfahrt mit dem Polar-Circle-Boot wird ein feuchtes Vergnügen. Das eiskalte Wasser spritzt über die Bordwand und die Passagiere und deren Equipment sollten durchweg gegen Nässe geschützt sein. Gerade die Digitalkameras sollten wasserdicht verpackt sein. Dann ist man wieder froh auf der Fram zu sein.

port lockroy port lockroy
An Board gibt man sich Mühe, die verbliebene Zeit mit Vorträgen und Filmbeiträgen zu überbrücken. Am Abend dann die Mitteilung, dass es am nächsten Tag mit den Aktivitäten weiter gehen kann.

Feb 29. 2012                8. TAG: ANTARCTIC SUND, BROWN BLUFF, ESPERANZA STATION
Das gigantische Schelfeis des antarktischen Kontinents lässt kilometerlange tafelförmige Eisberge entstehen. Die starken Strömungen des Weddell-Meeres treiben diese massiven flachen Eisberge nach Norden in den Antarctic Sund am nordöstlichen Ende der Antarktischen Halbinsel. So wird der Sund beschrieben und wir nähern uns ihm gemächlich. Es ist kurz vor 6:00 h, warm eingehüllt stehen wir an Deck und erwarten den Sonnenaufgang. Dann die ersten Strahlen, die die gigantischen Tafeleisberge in warmes Licht tauchen. Es sind Null Grad und bei dem Wind gefühlte minus 9 Grad, aber man bemerkt sie bei dem grandiosen Anblick überhaupt nicht. Die Hälfte der Passagiere ist an Deck und es ist mucksmäuschenstill. Nur das sonore Geräusch der auslösenden Kameras ist zu hören. So ein Morgen ist unbezahlbar, man glaubt mit offenen Augen zu träumen. Für diesen einzigen Augenblick hat sich die lange Anreise gelohnt!

antarctic sund antarctic sund
Tiefer im Sund bläst dann der Wind mächtig auf. Der Dampfer rollt von der einen Seite zur anderen und taucht dazu noch tief in die Wellen ein. Die Anzahl der Leute an Deck vermindert sich spürbar. Weder eine Anlandung bei Brown Bluff noch an der argentinischen Station Esperanza ist möglich. Expeditionsseereise eben. Die FRAM tummelt sich noch länger im Antarktic Sund und fährt nah an die Eisberge und Küste heran. Der Wind wird zum Sturm und erreicht auf der zwölfstufigen Beaufortskala immerhin 10-11. Das heißt schwerer Sturm. Die See peitscht auf und man kann sich fast nicht mehr auf den Beinen halten. Ich schreibe das nicht nur so, es ist tatsächlich wahr. Man kann sich gegen den Wind lehnen, kommt aber so keinen Schritt weiter. Wenn man einen Fuß nach vorn setzen will, wird das ganze Bein vom Wind nach vorn gerisseen. Ich versuche es mit laufen und kann gerade so am Geländer bremsen.

antarctic sund antarctic sund
Dann bin ich nur noch allein an Deck und mache einige Videos. Bis selbst ich dann einsehe, dass es langsam zu gefährlich wird. Das Deck ist zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen. Zum Mittagessen erscheint dann auch nur ca. ein Viertel der Leute. Ich balanciere die Suppe mehr oder minder elegant zum Tisch ohne etwas zu verschütten. JA! So hatte ich mir das vorgestellt. Achterbahn fahren und dabei Mittagessen! Ich komme immer noch ohne Geländer aus, aber es ist schon ziemlich wackelig von einem zum anderen Deck zu gelangen.
Am Nachmittag schleiche ich mich dann auf der Leeseite wieder an Deck und in der ganzen Stunde treffe ich nur den Dänen, der ebenso gut eingepackt, mit seiner Kamera auf Motivjagd ist. Ich stehe eine ganze Zeit am Bug und nehme jede Bewegung mit. Herrlich noch gute 2 Tage auf See und wir sind in Südgeorgien. Ein wunderbares Gefühl. Die weite See vor sich und zu wissen, dass wir noch 815 Seemeilen vor uns haben. Es wird bestimmt nicht langweilig!

südgeorgien südgeorgien

Mrz 01. – 02. 2012       9. – 10. TAG: SEETAGE
Man stelle sich vor, auf einem Schiff zu sein. Drumherum mehr als 1.000 km keine bewohnte Siedlung und unter einem mehr als 3.000 m kein Grund. Welch ein Gefühl. Wohin man schaut, nichts als Wasser!
Wir sind viel an Deck und beobachten hin und wieder Blauaugenkormorane, Wander- und Graukopfalbatrosse und auch Wale. Mal sind es Buckelwale, mal sind es Finnwale.
Auf dem Weg nach Südgeorgien erfahren wir dann mehr über die Geschichte und die beeindruckende Tierwelt dieses Inselgebietes, das auch die „Serengeti des südlichen Ozeans“ oder „Galapagos der Antarktis“ genannt wird. Wir sind sehr gespannt, was uns diese unbewohnten Inseln zeigen werden!

südgeorgien südgeorgien

Mrz 03. 2012                11. TAG: SÜDGEORGIEN – Drygalski-Fjord und Grytviken
Uns haut es aus der Koje! Kein Motorengeräusch, keine Schaukelei. Die Fram liegt friedlich am Eingang des Drygalski-Fjord. Kurz nach 6:00 h offizielle Durchsage: Alle Mann an Deck!
Es ist auch zu schön, der Anblick von grünen Berghängen, in denen die Gletscher herab hängen. Spiegelglatte See und Sonne. Eigentlich ist das Klima in South Georgia für niederschlagsreich und stürmisch bekannt. Und das an über 200 Tagen im Jahr.
Sanft, ganz sanft steuert der Kapitän in den engen Fjord. Das Schauspiel gönnen wir uns über eine Stunde und gehen dann frühstücken.
Bei der Weiterfahrt begleiten uns Schwärme von Kormoranen und einige Albatrosse. Pinguine springen unentwegt aus dem Wasser und sogar einige Pelzrobben lassen sich sehen.

grytsviken grytsviken
Dann Anlandung in Grytsviken, einer ehemaligen Walfangstation.
Wir wollen zum Grab von Sir Ernest Shackleton, doch davor haben es sich Seeelefanten gemütlich gemacht. Mit ihren bis zu 4 Tonnen haben sie ein gewichtiges Wort mitzureden, wer vorbei darf und wer nicht. Dazu die putzigen Attacken der jungen Robben.

grytsviken grytsviken
Wir gelangen zum Grab und gehen weiter zur ehemaligen Walfangstation. Alles historischer Schrott und doch irgendwie beeindruckend. Wir wollen auf den Aussichtsberg und endlich können wir uns mal wieder körperlich betätigen. Die ersten Königspinguine kommen aus dem Wasser und watscheln auf mich zu. Ich sitze in der Hocke und will fotografieren. Es gelingt mir nicht! Ich habe zur falschen Zeit das falsche Objektiv an der Kamera. Das Zoom hat einen Fokussierbereich von 1,5 m aufwärts. Doch was machen diese Gesellen? Sie halten ihren Schnabel direkt ans Objektiv. Meine Knie schmerzen langsam und all die anderen haben ein tolles Motiv. Ein Augenblick wie man ihn sich eigentlich wünscht, oder?

grytsviken grytsviken

Mrz 04. 2012                12. TAG: SÜDGEORGIEN – Fortuna Bay und Strømness Bay
Ich versuche es einmal zu beschreiben. Es wird mir nicht gelingen, das, was wir hier erleben in Worte zu fassen.
Die Anlandungsstelle am Strand ist umlagert von Hunderten von Pelzrobben und einfach unglaublich vielen Königspinguinen. Das heißt, man springt ins Wasser und muss aufpassen, nicht eines dieser Tiere zu treten. Das Expeditionsteam muss sich die ganze Zeit der liebevollen Attacken der halbstarken Robben erwehren.

fortuna bay fortuna bay
Keck kommen sie angerannt und reißen ihr Maul auf. Sie spielen Touris erschrecken! Doch, wenn man sich hinstellt und nicht wegläuft, bekommen sie Angst vor der eigenen Courage. Ein paar Leute fallen aber doch auf sie herein und sie scheinen Spaß daran zu haben, laut fauchend hinterher zu watscheln.

fortuna bay fortuna bay
Also die Sonne scheint und wir sind die ersten am Beach. Wo soll man hinschauen? Überall Getier, selbst im tiefen Gras liegen Robben-Jugendliche und wollen einen erschrecken. Dagegen überaus anmutig die Vertreter der royalen Abteilung Pinguin. Sie gehen in ihrem unnachahmigen Gang am Strand entlang und lassen sich nicht stören.
Wir gehen auf einen Gletscher zu, der in die Bay kalbt. Dort eine Kolonie von Tausenden Königspinguinen. Wir finden alle Stadien des Nachwuchses vor. Vom gut behüteten Ei bis zum Halbstarken mit noch jugendlichen Brusttoupet.

fortuna bay fortuna bay
Wir haben noch historisches vor. Die letzten Kilometer, die Shackleton auf seiner Rettungsreise zurückgelegt hat. Knapp sechs Kilometer über einen Pass auf die andere Seite der Bucht. Es wird als anstrengend beschrieben und ist eine sehr schöne Wanderung. Wir sehen Rentiere und müssen uns wieder der Jungrobben erwehren.

skua fortuna bay

Mrz 05. – 06. 2012       13. – 14. TAG: SEETAGE
Leute, vergesst die Drake Passage! Was wir in der Drake nicht hatten, gibt uns die Scotia Sea zurück. Verschiedene Albatrosarten verfolgen uns mehrere Stunden lang. Wind-und regengepeitscht stehen wir an Deck, Objektivwechsel grenzen an Kameramord! Aber Motive vom Feinsten.
Am nächsten Morgen geht man wie Django. Nicht in den Saloon, nur zum Frühstück. Breitbeinig sucht man den nächstgelegenen Tisch und lässt sich fallen. Geschafft. Der Kaffee wird nur zu einem Drittel eingegossen und ich mache mich an die Aufgabe die Säfte zu holen. 2 Gläser zu 2/3 gefüllt. Im Restaurant ist heute Körperkontakt nicht ungewöhnlich. Ich lass mir ein Omelette bringen!
Ich gehe dann ins Bistro und schreibt diese Zeilen. Bei 2-4 m Wellenhöhe eigentlich nicht so schwierig, aber die Wellen kommen von allen Seiten und extrem langsam. Man hat also richtig etwas davon. Es geht auf und dann Pause und dann erst wieder nieder. Hully Gully rückwärts, immer wieder dabei sein, immer wieder Spaß! Die Leute juchen immer wieder laut auf wenn ein Welle extra viel Anlauf nimmt. Ich halte mit der einen Hand den Klapprechner fest und tippe diese Zeilen. Beim Mittagessen gibt es bestimmt wieder viele freie Plätze! Zumal die Wellenhöhe mittlerweile bei 5 – 7 m liegt.

blauaugenscharbe schwarzbrauenalbatros

Mrz 07. – 09. 2012       15. – 17. TAG: FALKLANDS
Auf den Falkland-Inseln wirkt die Vegetation beinahe europäisch. Trotzdem ist die Tierwelt auch hier noch stark an die Nahrungsquelle des Meeres gebunden. Dank des subantarktischen Ökosystems sind die „very british“ angehauchten Inseln vor allem für ihre artenreiche Fauna bekannt. Neben Falkland-Pelzrobben leben hier verschiedene Pinguinarten, Albatrosse; Kormorane usw.

schwarzbrauenalbatros fram
Sollten sie mal schlechtes Wetter hier haben, so warten sie einfach eine halbe Stunde! Wir laufen am frühen Morgen in die kleine Bucht von Port Stanley ein. Das Wetter, very british: 11° Plus und Nieselregen. Wir sehen nach langer Zeit wieder Fortbewegungsmittel auf 4 Rädern, denn die 2.500 Einwohner der Hauptstadt fahren Land Rover, was sonst.

falklands
Eine Jeepfahrt in die Bluff Cove Lagoon haben wir geordert. Also rein in so ein Gefährt und der Fahrer, im Crocodile Dundee-Verschnitt, legt den ersten Gang ein. Wir fahren Querfeldein durch Torflandschaft und hoffen, dass das Minenräumkommando der Briten auch alles gefunden hat, was die Argentinier hier um 1982 verbuddelt haben. Schafe und Pinguine sind keine Garantie, da sie einfach zu wenig auf die Waage bringen.
Die Lagune bei Ebbe und leichtem Regen ist nun nicht so der Bringer. Magellan- und Kelpgänse mit einer kleinen Kolonie von Eselspinguinen rufen nun doch keine Begeisterungsstürme mehr hervor. Wäre sicherlich anders, wenn man in Buenos Aires gestartet wäre und die ersten Tiere hier vorgefunden hätte.

port stanley
Später dann ein Rundgang durch das Städtchen, die halbe Stunde Regen dauert noch immer an!
Über Nacht geht es dann weiter nördlich des Archipels nach NEW ISLAND. Die Insel befindet sich in Privatbesitz und soll, wie die Nächste auch, ein Naturreservat von besonderer Güte sein. Ach du meine Güte! Was erwartet uns denn hier schon wieder. Ein Natur-Amphitheater aus Fels mit tosender Brandung und dunkelblauem Meer. Dazu bevölkert von unzählbaren Felspinguinen, Albatrossen, Kormoranen und jeder Menge Falkland-Karakara’s.

falklands

Und das Ganze nicht in weiter Entfernung, sondern beginnend an den Stiefelspitzen. Also die Teleobjektive kann man getrost einpacken. Ihr denkt jetzt, auch, schon wieder Pinguine. Aber die sind so lustig, die Felsenpinguine. Man könnte sagen, es sind sie Punks der Frackträgergesellschaft. Das Geschrei der Jungvögel und der Dunst diverser Ausscheidungen werden von der frischen Brise recht zügig verstreut. Und die Sonne lacht vom Himmel, um auch noch den Tag zu toppen. Hier verbringen wir 2,5 Stunden und können uns dann noch immer nicht losreißen von diesem Naturspektakel.
Nach kurzer Fahrt landen wir dann mit den Polarcircelbooten auf Westpoint an. Halbstündige Wanderung durch sanfte Hügellandschaft zum Felsen Devils Nose. Viel kleiner als am Vormittag aber ebenso beeindruckend. Wir stehen im fast 2 m hohen Tussoc-Gras und überall Nester.

schwarzbrauenalbatros felsenpinguin

Albatrosjunge schreien nach ihren Eltern, Felsenpinguine verteidigen ihre Nester und das wieder nur einen Meter von uns entfernt. Man ist fast versucht die flauschigen Nachkommen der großen Flugkünstler zu streicheln, wenn sie herzergreifend nach Futter schreien. Aber die Besucher sind sehr diszipliniert, was den Schreiber dieser Zeilen durchaus verwundert. Dazu kreisen ständig irgendwelche Tiere über den Köpfen und lassen zum Glück nichts fallen. Da sind die Pinguine schon anders drauf. Sie schießen ihre Exkremente bis zu einem Meter hinter sich und meine Frau entgeht einem dieser Geschosse nur äußert knapp. Die Regenhose hätten wir dann bestimmt bei den Gummistiefeln auf Deck 2 hängen lassen!

carcass ilsand schwarzbrauenalbatros
7:00 h Anlandung auf der Carcass Insel. Hier leben 2 Personen seit über 30 Jahren und sonst nichts. Zu dem ortsüblichen Getier der Falklands gesellt sich jetzt noch der Austernfischer und zwar in Form von Magellan und Südamerikanischer Gattung. Genau der fehlte dem mir noch. Darf ich erwähnen, dass just im Augenblick des Entdeckens der Tiere die Sonne unter der leichten Wolkendecke hervor lugt und das Ganze in warme Töne taucht? Die roten Schnäbel leuchten und das blaue Wasser nimmt unnatürliche Farbe an. Die beiden Besitzer der Insel laden dann auch noch die knapp 200 Besucher zu Kaffee und Gebäck ein. Bei sich in der Wohnstube tischen sie selbstgebackenes vom Feinsten auf.  Ich finde es zum rumkugeln lecker und greife nochmals zu. Thanks a lot!

austernfischer falklandkarakara
Dann ist auch die letzte Anlandung Geschichte und auf der recht langen Rückfahrt in diesen kleinen, wendigen Schlauchbooten kommt richtig Wehmut auf. Wir hatten unglaubliche Tage in einem der abgelegensten Gebiete dieses Planeten. Wir hören von Antarktisreisen, bei denen nur eine Anlandung möglich war oder es 3 Wochen lang nur Nebel und Regen gab.
Noch haben wir über 1.000 nautische Meilen vor uns und es sind noch 3 Tage auf See. Doch wir können schon jetzt ein überwältigendes Resümee ziehen. Wir hatten eine traumhafte Zeit!

 

Back to Top 

2012 © www.hakku.de